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Weinlese richtig timen – Einfluss auf Qualität und Stil

2025-06-11 / Wissen und Tipps / Kommentare 0

Die Weinlese ist einer der entscheidendsten Momente im Weinjahr. Der richtige Zeitpunkt beeinflusst nicht nur den Zuckergehalt der Trauben, sondern auch Säure, Aromatik und letztlich den gesamten Weinstil. Zwischen früh gelesenem Sektgrundwein und spät geernteten Edelsüßen liegen Welten. In diesem Beitrag erfährst Du, warum das Lesedatum so wichtig ist – und wie Winzer den idealen Moment bestimmen.

Was entscheidet über den richtigen Lesezeitpunkt?

Verschiedene Faktoren spielen zusammen:

  • Zuckergehalt (Oechsle/Mostgewicht) – Basis für Alkoholgehalt

  • Säuregehalt – entscheidend für Frische und Lagerfähigkeit

  • Aromareife – Entwicklung von Frucht, Würze und Komplexität

  • Gesundheitszustand der Trauben – Fäulnisgefahr und Botrytis

  • Witterung – Risiko von Regen, Hagel oder Fäulnis bei langem Warten

Ein zu früher Lesetermin kann unreife, saure Weine ergeben – zu spät geerntete Trauben hingegen verlieren Säure, wirken breit oder zeigen Fehlnoten.

Frühe vs. späte Lese – Stilistische Unterschiede

Je nach Erntezeitpunkt entstehen unterschiedliche Weintypen:

  • Frühe Lese:
    • Frischer, säurebetonter Stil
    • Geringerer Alkohol
    • Ideal für Sekt, leichte Weißweine, Basisweine

  • Mittlere Lese (physiologische Reife):
    • Harmonischer Säure-Zucker-Ausgleich
    • Gute Aromatik
    • Vielseitig einsetzbar für klassische Weine

  • Späte Lese:
    • Höherer Alkohol und Restsüße
    • Konzentration von Frucht & Extrakt
    • Grundlage für Spätlesen, Auslesen, edelsüße Weine

Wie bestimmen Winzer den idealen Zeitpunkt?

Neben Erfahrung kommen heute auch präzise Messmethoden zum Einsatz:

  • Refraktometer & Mostwaage: Zuckergehalt direkt im Feld messen

  • Titrierung: Ermittlung des Säuregehalts

  • Mikrovinifikation: Kleine Proben werden testweise ausgebaut

  • Verkostung der Trauben: Reife, Aroma, Kernausbildung, Schalenstruktur

  • Wetterprognosen: Risikoabschätzung bei möglichem Regen/Fäulnis

Die Kombination dieser Methoden hilft, fundierte Entscheidungen zu treffen.

Fazit

Der richtige Lesezeitpunkt ist kein Zufall, sondern das Ergebnis sorgfältiger Beobachtung, Analyse und Erfahrung. Wer ihn trifft, schafft die Grundlage für ausgewogene, stilistisch präzise Weine – ob frisch, fruchtig oder kraftvoll. Denn am Ende entscheidet die Traube im perfekten Moment über die Qualität im Glas.


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